Bettgeherhaus

Die Margarethenstrasse 95 war ein sogenanntes Arbeitermiethaus der Frühgründerzeit. Häuser wie dieses nannte man damals auch „Bettgeherhaus“. Die Wohnungen waren unglaublich klein. Etwa 25 m².

Um sich so eine Wohnung leisten zu können, teilten sie sich etliche Bewohner miteinander. Gearbeitet wurde in Schichten. Während die einen schliefen, arbeiteten die anderen und umgekehrt. Ein Bett wurde auf diese Weise niemals kalt.

Eine gewerblich arbeitende Familie war aufgrund der horrenden Mieten oft gezwungen, fremde Menschen in ihrer Wohnung unterzubringen, eben ein Bett zu vermieten.

1050 Wien, Margaretenstraße 95 - 1988

Margaretenstrasse 95 – ursprünglich ein sogenanntes Bettgeherhaus

Das war eine Wohnung, wie sehr viele andere auch, als wir das Haus 1988 übernommen haben. Im Vordergrund der Küchenbereich. In solchen Räumen wohnten die Menschen 1858. Das elektrische Licht muss man sich noch wegdenken.
Dahinter der „Wohnraum“
Eine Wohnung ebenfalls kurz nach unserer Übernahme nach dem Auszug der Bewohner. Man bedenke, so lebten, wohnten noch viele Menschen in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Regelgeschoß Margaretenstraße 95 – um etwa 1990 – die Bassena ist rechts im Bild knapp zu sehen

Regelgeschoß und Wasser am Gang

Die kleinen Wohneinheiten waren durch lange Gänge erreichbar. Sogenannte Regelgeschoße. Wasser gab es nur am Gang. Geheizt wurde, wenn überhaupt, mit einem Kohleofen.

Vom Gang betrat man üblicherweise gleich die Küche. Der nächste Raum, dahinterliegend, war der Wohn- und Schlafraum. Wasser gab es in Form der Bassena am Gang, ebenso eine Toilette. Und zwar in jedem Stockwerk.

Das war nicht unbedingt in allen Häusern aus dieser Zeit vorgesehen. Oft gab es diese wichtigen Einrichtungen nur im Parterre zu finden. Die Errichter unseres Hauses dachten da ganz offenbar schon recht fortschrittlich.

Unvorstellbare Zustände für uns heutige, modernen (so nennen wir uns hochmütig) Menschen, die mit allem Komfort verwöhnt werden und es bisweilen gar nicht wirklich zu schätzen wissen.

Dass sich bei solchen Wohnverhältnissen kaum ein richtiges Familienleben entwickelte, es keine Rückzugsmöglichkeiten gab, keine Privatsphäre möglich war, ist einsehbar.

Das Leben muss sich, wenn gerade nicht gearbeitet wurde, auf der Straße abgespielt haben oder eben im Hof des Hauses und in unserem Fall im großen Garten, wie uns Franziska Mandl erzählte.

War ein bisschen Geld vorhanden, so konnte man zum Beispiel in Franz Gießwein´s Gasthaus gehen und sich ein Achterl Wein kaufen und eine Kleinigkeit Essen, eventuell Kartenspielen und sich unterhalten. Dadurch ein bisschen aus den drückenden Wohnverhältnissen für eine Zeitlang entfliehen.

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