Hausbewohner einst und jetzt
Unternehmen
Danach ein Geschäft das Zierfische anbot – „Tropicarium“ – und dann „NEBILY Schädlingsbekämpfung“, eines der renommiertesten Unternehmen seiner Branche, welches jetzt im 1. Stock des Hauses seine Niederlassung hat.
Aufnahme von 1988 mit Monique Bar und Tropicarium
… und spezielle Dienstleistungen
Im heutigen Müllraum des Hauses war ein Bordell eingemietet: die „Monique Bar“. Und im bestehenden Fahrradraum und dem anliegenden Lager waren die Séparées des Bordells, in denen es sicherlich lustvoll zugegangen ist.
Das sollte man bedenken, mit einem Schmunzeln, wenn man diese Räumlichkeiten betritt.
So sah die Malerin Heike Willmaser das Haus
Die Geschichte der Frau Mandl
Eine Köchin des Gasthauses von Franz Gießwein, sie ist sogar im Haus geboren und ich durfte sie vor vielen Jahren kennen lernen. Die Dame war damals im 100. Lebensjahr. Frau Franziska Mandl. Hier ihre Geschichte:
Vor vielen Jahren traf ich im Hof meines Hauses auf eine alte Dame. Ich stellte mich als Hauseigentümer vor und bot ihr meine Hilfe an. Sie erklärte mir, dass sie in diesem Haus geboren worden war und noch einmal an die Stelle ihrer Kindheit zurückkehren wollte. Die Dame, Frau Franziska Mandl, war zum Zeitpunkt als wir einander kennenlernten 99 (!) Jahre alt. Zu ihrer Geburt war das Haus gerade einmal 13 Jahre alt, praktisch ein Neubau.
Auf der Stelle führte ich Frau Mandl durch das Haus. Vieles erkannte sie nicht mehr, da in all den Jahren mehrfach umgebaut wurde. Doch eine Nische war ihr wohlbekannt. „Dort“, sagte sie, „haben wir uns versteckt, wenn wir verstecken gespielt haben, und danach sind wir zum Engel beten gegangen.“
„Sie sind zum Engel beten gegangen?“, fragte ich erstaunt. „Wo war denn dieser Engel?“ „Im Garten“, erwiderte Frau Mandl, „ganz hinten“. Wir gingen daraufhin gemeinsam in den Garten und auf dem Weg dorthin, fiel mir der Sockel ein, der dort stand mit einem Schmiedeeisernen Dorn herausragend in der Mitte versehen.
Und genau dort war dieser Engel gestanden, den die Kinder vor fast 100 Jahren angebetet hatten. Andächtig stand Frau Franziska Mandl an der Stelle, so als betete sie erneut zu ihm. Ich hatte einen Kloß im Hals. Dieser Engel war in den Wirren der Zeiten davongeflogen.
Unser Engel Eloise
Für mich war völlig klar, dass an diese Stelle wieder ein Engel gesetzt werden muss. Ich suchte lange. Die einen waren mir zu traurig (Friedhofsengel) und die anderen zu teuer. Mein Budget ist nicht unerschöpflich.
Bis ich auf die Firma Gartentraum in Weimar stieß und Eloise entdeckte. Im Augenblick war ich in sie verliebt und bestellte dieses himmlische Geschöpf. Jetzt wacht wieder ein Engel über das Haus und seine Bewohner, wie einst vor fast 160 Jahren.
Wenn es irgendwie möglich ist, weihen wir den Engel Eloise durch einen Priester ein und auch an Frau Franziska Mandl wird anlässlich dieser Feier gedacht werden. Möge sie es, und alle anderen seinerzeitigen Bewohner des Hauses in der Ewigkeit schön haben und in der Gnade des Allmächtigen leben.
Im Jahr 2015 wurde Eloise, unser Engel, exakt an dem Platz wiedererrichtet (inthronisiert), an dem der Original-Engel stand, zu dem die Kinder des Hauses vor über 100 Jahren beteten. Möge es gelingen, dass Eloise nicht mehr fortfliegen muss!