Bettgeherhaus
Die Margarethenstrasse 95 war ein sogenanntes Arbeitermiethaus der Frühgründerzeit. Häuser wie dieses nannte man damals auch „Bettgeherhaus“. Die Wohnungen waren unglaublich klein. Etwa 25 m².
Um sich so eine Wohnung leisten zu können, teilten sie sich etliche Bewohner miteinander. Gearbeitet wurde in Schichten. Während die einen schliefen, arbeiteten die anderen und umgekehrt. Ein Bett wurde auf diese Weise niemals kalt.
Eine gewerblich arbeitende Familie war aufgrund der horrenden Mieten oft gezwungen, fremde Menschen in ihrer Wohnung unterzubringen, eben ein Bett zu vermieten.

Margaretenstrasse 95 – ursprünglich ein sogenanntes Bettgeherhaus
Regelgeschoß und Wasser am Gang
Die kleinen Wohneinheiten waren durch lange Gänge erreichbar. Sogenannte Regelgeschoße. Wasser gab es nur am Gang. Geheizt wurde, wenn überhaupt, mit einem Kohleofen.
Vom Gang betrat man üblicherweise gleich die Küche. Der nächste Raum, dahinterliegend, war der Wohn- und Schlafraum. Wasser gab es in Form der Bassena am Gang, ebenso eine Toilette. Und zwar in jedem Stockwerk.
Das war nicht unbedingt in allen Häusern aus dieser Zeit vorgesehen. Oft gab es diese wichtigen Einrichtungen nur im Parterre zu finden. Die Errichter unseres Hauses dachten da ganz offenbar schon recht fortschrittlich.
Unvorstellbare Zustände für uns heutige, modernen (so nennen wir uns hochmütig) Menschen, die mit allem Komfort verwöhnt werden und es bisweilen gar nicht wirklich zu schätzen wissen.
Dass sich bei solchen Wohnverhältnissen kaum ein richtiges Familienleben entwickelte, es keine Rückzugsmöglichkeiten gab, keine Privatsphäre möglich war, ist einsehbar.
War ein bisschen Geld vorhanden, so konnte man zum Beispiel in Franz Gießwein´s Gasthaus gehen und sich ein Achterl Wein kaufen und eine Kleinigkeit Essen, eventuell Kartenspielen und sich unterhalten. Dadurch ein bisschen aus den drückenden Wohnverhältnissen für eine Zeitlang entfliehen.
