Gerneralsanierung
Mein Vater erwarb das Haus 1988. Von den Vorbesitzern, etliche von ihnen lebten gar nicht in Österreich, wurde das Haus völlig vernachlässigt. Das ist immer so, wenn mehrere Besitzer sich eine Liegenschaft teilen. Was der eine nicht will, will der andere und vice versa.
Die Folge: jahrzehntelanger Stillstand, weil man sich nicht einigen kann und jeder andere Ziele hat oder eben auch keine. Das ist tödlich für ein Haus. Und so übernahmen mein Vater und ich, mein Vater als Eigentümer und ich als sein Hausmeier¹, ein Haus, das alle Entwicklungen der Neuzeit verschlafen hatte und in Wahrheit eigentlich abgerissen hätte werden müssen.
Wir entschieden uns zur schrittweisen Generalsanierung, je nach unserer Finanzlage und zur totalen Modernisierung des Hauses. Obwohl ein Abriss und ein Neubau, aus der Retrospektive heraus betrachtet, billiger gewesen wäre. Nur, soviel Geld hätten wir auf einmal nicht aufbringen können.
Im Jahr 2000 erwarb ich das Haus von meinem Herrn Vater.
¹Das Amt des Hausmeiers, also des Verwalters des Hauses, zählte zu den Ämtern des frühmittelalterlichen Hofes. Im Merowingerreich gewannen die Hausmeier schließlich großen Einfluss und bestimmten maßgeblich die Politik des Reiches.
VORHER-NACHHER: Haus 1988 im Vergleich zu 2023
Innensanierung
In der Margaretenstraße 95 gab es, als mein Herr Vater das Haus 1988 erwarb, 130 Jahre nach der Errichtung, immer noch über 35 Wohnungen, wenn man sie als solche bezeichnen wollte. Heute sind es 16 Wohnungen, 1 Büro, 1 Geschäftslokal und 3 Lagerräume.
Dacherneuerung
Es war buchstäblich nichts in Ordnung im Haus. Die Kaminköpfe drohten auseinanderzubrechen. Eine tödliche Gefahr für Passanten auf dem Gehsteig, aber auch für Menschen, die durch den Hof gingen. Alle Kaminköpfe wurden schließlich abgetragen und neu auf gemauert.
Kaminkopfsanierung um das Jahr 2000
Kellertrockenlegung
Stockfinster war es dort unten zudem. Vielleicht drei schwache Glühbirnen kümmerten sich verzweifelt um etwas Helligkeit, vorausgesetzt man fand den Lichtschalter. Eine Frau hätte sich in diese Katakomben kaum jemals alleine hinunter getraut. Zu welchem Zweck auch.
Elektronische Mauertrocknungsanlage
Der Boden wurde betoniert und verwendbare Kellerabteile mit jeweils eigener Beleuchtung geschaffen. Wie auch der gesamte Keller jetzt hell erleuchtet ist und man sich nicht mehr fürchten muss, weil eine Geisterbahn betretend.
Elektroosmotische Verfahren
Die Verfahren beruhen auf dem elektroosmotischen Fluss, wobei eine durch Ladungen induzierte Bewegung von Flüssigkeiten entlang einer Phasengrenze in einem elektrischen Feld entsteht.
Zudem wird durch Anlegen einer minimalen elektrischen Kleinspannung eine Potentialumkehr des Plus- und Minuspols herbeigeführt, wodurch die Bewegungsrichtung der Wassermoleküle in den Mauerwerkskapillaren umgedreht wird.
Das bedeutet, die Feuchtigkeit steigt nicht mehr nach oben, sondern wird in den Boden zurückgedrückt.