Der Erbauer

Johann Nepomuk Adametz

Stadtbaumeister

* 16.07.1798 – † 26.01.1872

Geburtsort: Stare Mesto, Tschechien
Sterbeort: Wien, Österreich

Unterschrift Johann Nepomuk Adametz
Auszug aus dem Architektenlexikon Wien 1170 – 1945

Vita

Johann Adametz wurde 1798 im damals unter Habsburger Herrschaft befindlichen Starymisto, Böhmen, heute Stare Mesto, CZ, geboren. Spätestens im Jahr 1826 zog seine Familie nach Wien, wo dem Sohn eine profunde Ausbildung als Baumeister ermöglicht wurde.

Er besuchte acht Jahre das Polytechnische Institut, wobei er allerdings einige Jahre ohne Prüfungen durchlief. Möglicherweise war er gezwungen, während seines Studiums Geld zu verdienen. Während er das Polytechnische Institut besuchte, belegte er gleichzeitig im Studienjahr 1830/1831 Kurse an der Akademie der bildenden Künste, wo er das Zeugnis als Maurermeisterrechtswerber erlangte.

Allerdings erhielt Adametz erst im Jahr 1848 die Baumeisterkonzession. Gleichzeitig bekam er das Bürgerrecht von Wien und trat in die Standesvertretung, die Bau- und Steinmetzmeister-Genossenschaft ein.

Johann Adametz scheint in den späten 1830er Jahren in Budapest gelebt und gearbeitet zu haben, denn sein ältester Sohn Johann wurde 1837 in Pest geboren. Allerdings gibt es über seinen Aufenthalt und eventuelle Tätigkeiten in Ungarn keine Hinweise.

Johann Adametz war verheiratet und hatte sechs Kinder, von denen das zweitälteste, Anton, ebenfalls den Baumeisterberuf ergriff. Adametz starb an Hirnhautentzündung vermögenslos im Haushalt seiner Tochter Magdalena im 75.Lebensjahr in Wien. Er wurde am – nicht mehr existierenden – Hundsturmer Friedhof begraben.

Erst später stellte sich heraus, dass er Besitzer eines Ziegelofens in Brunn am Gebirge war, den er samt zugehörigen Hausbesitz an seinen Sohn Johann verpachtet hatte.

Stellenwert

Johann Adametz war in einer Zeit tätig, als die Bevölkerung von Wien bedeutend zunahm und vermehrt Wohnraum benötigt wurde. Allerdings wurden häufig bei bestehenden Häusern Aufstockungen, Um- und Zubauten sowie Neufassadierungen vorgenommen, sodass die eigentliche Handschrift der damaligen Baumeister bzw. Architekten zumeist schwer erkennbar ist.

Insgesamt ist bei Adametz‘ Miethäusern eine Dominanz der Baukörper feststellbar, die schlichten Fassaden werden zumeist nur durch Gesimse, die die Geschosse trennen, und durch einfach gerahmte Fenster, zumeist mit geraden Verdachungen, instrumentiert (Wien 5, Margaretenstraße 95, 1858).

Kennzeichnend sind die additiven Fensterreihungen, die die Fassaden rasterartig unterteilen, wodurch Aufstockungen und Erweiterungen problemlos ermöglicht wurden.

Bei einigen Miethäusern bestand offensichtlich der Wunsch des Bauherrn nach einem gediegeneren Erscheinungsbild. Wie damals üblich, wählte dann Adametz vegetabile oder abstrakte, kleinteilige Muster. Das Dekor blieb in der Fläche und innerhalb der Fensterrahmungen, zum Teil in den Parapeten, zum Teil beschränkte es sich auf die Flächen zwischen Rahmungen und Verdachung (Wien 7, Schrankgasse 6, 1862). Dieses Miethaus zeigt auch deutlich die Tendenz, mehrere Häuser zusammenzufassen. Während dies üblicherweise innerhalb des Straßenverbandes vorgenommen wurde, zieht sich das Haus in der Schrankgasse über die ganze Parzellentiefe bis zum parallelen Straßenzug und erhielt die gleiche Fassade (Spittelberggasse 5).

Bei Eckhäusern wurden damals häufig die äußeren Fensterachsen betont, wie etwa beim Haus Wien 9, Berggasse 6 / Wasagasse 15 (1857–1858), bei denen sich die Nutung, die sich üblicherweise auf das Erdgeschoss konzentriert, über die gesamte Gebäudehöhe hochgezogen wurde und Doppelfenster erhielten.

Die wenigen noch erhaltenen Miethäuser, die Johann Adametz zugeschrieben werden können, zeigen nicht nur einen typischen Vertreter der schlichten und sparsamen Bauweise Mitte des 19.Jh.s. Die Adaptierungen, die er bei etlichen Gebäuden vornahm, zeigen auch den damaligen Umgang mit der bestehenden Bausubstanz: Viele Gebäude dieser Zeit wurden schon wenige Jahre nach der Errichtung umgebaut, zumeist aufgestockt, um neuen Wohnraum in möglichst kurzer Zeit zur Verfügung zu haben.

Mehr Informationen unter www.architektenlexikon.at/de/1002.htm
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